The tree cast in concrete, a camphor tree, aims not least at the experience and perception of "one's own" physicality, related to the bodies of the audience and those of the artist.
It stands there with a branch reaching out to the left and to the right like two arms stretched out to defend himself against the concrete casing, this stony grip; and at the same time the tree's body experiences optimal support. This ambivalence also emanates from the cut surfaces of the same branches that are visible on both sides of the sculpture: As if they wanted to blow up the concrete and break it out - and yet the suction eyes that lied out of the concrete all around mean an opening. The complete longitudinal section most clearly sweeps out the innermost part of the tree. The surface, which normally appears as protective skin or attractive packaging, often with the potential for deception, is here to be equated with the otherwise hidden centre.
The new work sky, specially developed for the Contemporary Art Exibition in Wuzhen, relates to the artist's last two works:
"Dreamer" 2017, an eleven-meter-high monolith weighing a hundred tons, is also a conglomerate of concrete and various raw materials. All four sides are cut open and show the lively interiorof the cast stones, woods and metals.
In the performance "longing" from 2018, Katja Schenker herself stands immobile at first glance, constricted in a rope circle. The rope appears like a bondage from which the artist tries to free herself. The more violently she moves in it, the more uncomfortably the rope straps around her belly and ties up her guts. However, if she moves as slowly as possible, longing, as the title says, the rope slips despite the visually almost incomprehensible friction, and it is noticeable that Katja Schenker holds both ends of the rope (despite everything) in her own hands.
At first glance this is not the case with sky. The tree is actually held, it is locked up and cannot control its own freedom of movement. The concrete is hardened and does not allow any further development. Except for the fine branches that protrude from the top of the monolith and tremble slightly from time to time due to a gust of wind, the tree does not move. It is its grown form that takes on anthropomorphic traits and physically reminds viewers how their own bodies, society, structures and ways of thinking often turn out to be constricting and how the concern for openness, transparency and permeability should lie with ourselves.
Der in Beton eingegossene Baum, ein Kampferbaum, zielt nicht zuletzt auf das Erlebnis und die Wahrnehmung der „eigenen“ Körperlichkeit ab, bezogen auf die Körper des Publikums und denjenigen der Künstlerin.
Er steht da mit je einem nach links und nach rechts ausgreifenden Ast wie zwei Arme ausgestreckt, um sich gegen die Ummantelung aus Beton, diesen steinigen Griff zu wehren; und gleichzeitig erfährt der Baumkörper dadurch optimalen Halt. Diese Ambivalenz geht auch von den Schnittflächen derselben Äste aus, die auf beiden Seiten der Skulptur sichtbar sind: Als wollten sie den Beton sprengen und ausbrechen - und gleichzeitig bedeuten, die Astaugen, die rundherum aus dem Beton lugen, Öffnung. Am deutlichsten kehrt der komplette Längsschnitt das Innerste des Baumes hervor. Die Oberfläche, die sich normalerweise als schützende Haut oder als attraktive Verpackung nicht selten mit Täuschungspotential zeigt, ist hier gleich zu setzen mit der ansonsten verborgenen Mitte.
Die neue, speziell für Wuzhen entwickelte Arbeit sky steht in Bezug mit den beiden letzten Arbeiten der Künstlerin:
«Dreamer» 2017, ein elf Meter hoher und hundert Tonnen schwerer Monolith, ist ebenfalls ein Konglomerat aus Beton und verschiedenen Rohstoffen. Alle vier Seiten sind aufgeschnitten und zeigen die Querschnitte der eingegossenen Steine, Hölzer und Metalle.
In der Performance «sehnen» von 2018 steht Katja Schenker selber auf den ersten Blick unbeweglich, eingeschnürt in einem Seilkreislauf. Das Seil erscheint zunächst wie eine Fessel, aus der sich die Künstlerin zu befreien versucht. Je heftiger sie sich darin bewegt, desto enger zurrt das Band um ihren Bauch und schnürt ihr die Eingeweide zu. Bewegt sie sich jedoch möglichst langsam, sehnend, wie der Titel sagt, rutscht das Seil trotz der visuell fast nicht nachvollziehbaren gegenläufigen Reibung, und es fällt auf, dass Katja Schenker die beiden Enden des Seiles (trotz allem) selber in den Händen hält.
Das ist bei sky nicht der Fall. Der Baum wird tatsächlich festgehalten, er ist eingesperrt und kann seine Bewegungsfreiheit nicht selber steuern. Der Beton ist ausgehärtet und lässt keine Entwicklung mehr zu. Ausser die feinen Ästchen, die oben aus dem Monolith heraus ragen und von Zeit zu Zeit durch einen Windstoss leicht erzittern, bewegt sich der Baum nicht. Es ist seine gewachsene Form, die anthropomorphe Züge annimmt und die Betrachtenden daran erinnert, wie sich der eigene Körper, Gesellschaft, Strukturen und Denkweisen nicht selten als eng herausstellen und jeder, jede um Offenheit besorgt sein sollte, Transparenz und Durchlässigkeit.
Erinnerungen an Wuzhen für Pro Helvetia Shanghai
Ich habe im März 2019 einen Monat lang in Wuzhen gewohnt und meine neue Arbeit speziell für diesen Ort entwickelt und vor Ort realisiert zusammen mit chinesischen Fachkräften. Das war eine sehr gute Erfahrung; ich konnte in dieser speziellen Atmosphäre konzentriert arbeiten und wurde dabei auf allen Ebenen bestens unterstützt.
Die Arbeit, die dabei entstanden ist, hat für mich eine besondere Bedeutung. Sie ist freier als bisherige Werke. Und dieser Mut, neue Wege zu gehen, etwas Neues auszuprobieren hat bestimmt mit dem Kontext und den optimalen Bedingungen zu tun:
Angefangen mit dem kuratorischen Entscheid der Platzierung der Skulptur zwischen Natur und Architektur. Für mich war auch die Zusammenarbeit mit den chinesischen Fachleuten inspirierend, sie sind nicht nur fantastische Handwerker, sondern auch ausserordentlich identifiziert mit dem Objekt, das entstehen soll.
Der fast 10 m hohe Baum, ein einheimischer Kanferbaum, war das Hauptthema, mit all seinen Bedeutungsebenen und Assoziationsfeldern. Der Baum ist auch in China ein starkes Symbol. Und hier wurde ich erneut überrascht, wie sehr das Publikum auf die Arbeit reagiert hat. Die Art und Weise, wie der Baum vom Beton ergriffen wird, ist nicht wertend, Natur und Bauwerk sind hier in einem geheimnisvollen Wechselspiel, jenseits von definierter Identität und gesellschaftlichen Normen.